Medikamente

Wir möchten Ihnen kurz die wichtigsten Herz-Kreislauf-Medikamente vorstellen. Oft werden verschiedene Wirkstoffe kombiniert, um eine möglichst schonende und gute Wirkung zu erzielen. So zum Beispiel ist es oft vorteilhaft mehrere Blutdruckmedikamente zu kombinieren. Die einzelnen Medikamente können dadurch niedrig dosiert werden. Die Blutdruckregulation ist besser, die Nebenwirkungen sind geringer.

Es gibt zahlreiche Medikamente mit vergleichbaren Wirkstoffen, die hier nicht alle genannt werden können. Die Auswahl stellt keine Bewertung dar. Handelsnamen sind nicht gesondert gekennzeichnet. Mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind in dieser kurzen Beschreibung nicht aufgeführt. Sie sollten sich am Besten in einem persönlichen Gespräch mit Ihrem Arzt informieren.

Aspirin, ASS, Thrombozytenhemmer

Die Blutplättchen (Thrombozyten) werden gehemmt. In verkalkten Gefäßen wird die Bildung von Blutgerinnseln verzögert. (z.B. Aspirin, ASS, Iscover, Plavix, Clopidogrel, Efient, Prasugrel, Brilique, Ticagrelor).
Wenn Herzkranzgefäße mittels Ballonkatheter und Stent behandelt wurden, muss eine Kombination aus ASS 100mg und Clopidogrel (Iscover, Plavix) für mindestens 4 Wochen eingenommen werden, um bedrohliche Stentverstopfungen durch Blutgerinnsel zu verhindern. Wenn medikamentenbeschichtete Stents ("DE-Stents", "DES")eingesetzt wurden, ist diese Medikation für 3-6 Monate, in Einzelfällen auch länger erforderlich. Operationen müssen in diesem Zeitraum wegen des erhöhten Blutungsrisikos vermieden werden.
Zunehmend häufiger werden bei der Notfall-Katheterbehandlung von Herzinfarkten statt Clopidogrel die neueren und noch etwas stärker wirksamen Medikamente Efient (Prasugrel) oder Brilique (Ticagrelor) eingesetzt.Die Kombinationstherapie mit ASS 100mg muss auch in diesen Fällen über 6 bis 12 Monate fortgesetzt werden.

Gerinnungshemmer

"Klassische" Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) verdrängen das zur Blutgerinnung erforderliche Vitamin-K (Vitamin-K Antagonisten z.B. Marcumar, Sintrom, Falithrom, Coumadin). Die Dosierung muss regelmäßig mit Blutgerinnungstests geprüft werden ("Quick-Test", INR-Wert), weil Über- und Unterdosierungen gefährlich werden können. Das Schlaganfall-Risiko bei unregelmäßigem Puls (Vorhofflimmern) wird gesenkt und eine Bildung von Blutgerinnseln nach dem Einsetzen künstlicher Herzklappen wird verhindert.
Die neuen oralen Antikoagulantien ("NOAK") Dabigatran (Pradaxa), Rivaroxaban (Xarelto), Apixaban (Eliquis) und Edoxaban (Lixiana) haben die oben genannten Blutverdünner mittlerweile weitgehend ersetzt, da sie erheblich einfacher anzuwenden sind und Gerinnungskontrollen entfallen. In großen klinischen Studien wurde sie das Risiko für Schlaganfälle in gleichem Maß gesenkt wie Marcumar. Bedrohliche Blutungskomplikationen im Gehirn traten tendenziell etwas seltener auf.
Die Anwendung der NOAK ist sehr einfach. Kontrollen der Blutgerinnung sind nicht erforderlich. Bestimmungen des INR-Wertes entfallen. Im Gegensatz zu Marcumar setzt die Wirkung bereits wenige Stunden nach der ersten Tabletteneinnahme ein und endet schnell nach Absetzen des Medikamentes. Das macht die Steuerung der Gerinnung z.B. vor Operationen deutlich einfacher. In der Regel wird das Medikament dann 1 bis 2 Tage vorher abgesetzt.
Wichtig: Bei Patienten mit künstlichen Herzklappen dürfen die NOAK nicht eingesetzt werden.
Beachten Sie auch die ausführlichen Informationen zur Behandlung mit Marcumar (R)

Angiotensin-Hemmer (ACE-Hemmer)

Senken erhöhten Blutdruck. Sehr wirksam bei der Behandlung von Herzschwäche! Die Nieren werden vor Diabetes-Schäden geschützt. (z.B. Tensobon, Captopril, Xanef, Enalapril, Delix, Ramipril, Acerbon, Lisinopril, Dynorm, Accupro, Quinapril)
In etwas 5% kann es zu einem lästigen trockenen Hustenreiz kommen, der einen Wechsel des Medikaments erfordert.

Angiotensin-Blocker (AT1-Blocker)

Ähnliche Wirkung wie ACE-Hemmer, gute Blutdrucksenkung, meistens ausgezeichnete Verträglichkeit. Die AT1-Blocker, auch "Sartane" genannt, sind den ACE-Hemmern allerdings nicht überlegen. (z.B. Diovan, Provas, Valsartan, Lorzaar, Losartan, Blopress, Candesartan, Atacand, Karvea, Teveten, Kinzal, Votum, Olmesartan, Kinzalmono)

SGLT II Inhibitoren (Forxiga, Dapagliflozin, Jardiance, Empagliflozin)

Diese neue Medikamentengruppe wurde ursprünglich zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ II entwickelt und führt zu einer vermehrten Zuckerausscheidung über den Urin. Nebeneffekt ist eine deutliche Besserung aller Stadien einer Herzschwäche auch ohne Diabetes. Diese Medikamente werden daher zur Behandlung der Herzschwäche - auch ohne Diabetes - dringend empfohlen. Lediglich bei insulinabhängigen Typ 1 Diabetikern sind die SGLT II Inhibitoren wegen der erhöhten Gefahr von Hypoglykämien nicht erlaubt.
Nebenwirkungen können vermehrte Harnwegsinfekte sein durch die Zuckerausscheidung. Eine gute Hygiene im Intimbereich ist wichtig und hilft zur Vorbeugung.

Beta-Blocker

Blockieren Stresseinflüsse auf das Kreislaufsystem. Pulsfrequenz und Blutdruck sinken, Herzrhythmusstörungen werden verringert. Die Verschlechterung einer Herzschwäche wird sehr wirksam gebremst. (z.B. Beloc, Metoprolol, Tenormin, Atenolol, Concor, Bisoprolol, Dilatrend, Querto, Carvedilol, Nebilet, Nebivolol)

Diuretika

Die harntreibende Wirkung senkt den Blutdruck, oft in Kombination mit ACE-Hemmer oder AT1-Blocker. Unverzichtbar zur Therapie einer schweren Herzschwäche. (z.B. Lasix, Furosemid, Unat, Torem, Torasemid, Arelix, Aquaphor, Esidrix, Dytide, HCT, Trithiazid, Osyrol, Spironolacton)

Spironolacton, Eplerenon

Spironolacton (Aldactone) ist ein sehr altes, leicht harntreibendes Medikament, dass das Hormon Aldosteron bremst. Dieses Hormon ist bei Herzschwäche oder hohem Blutdruck oft erhöht und führt zur Schädigung des Herzmuskels. Spironolacton und das neuere Eplerenon (Inspra) senken in Kombination mit anderen Medikamenten sehr wirksam den Blutdruck und führen oft zu einer deutlichen Besserung der Herzschwäche. Beide Medikamente können den Kaliumspiegel erhöhen, insbesondere wenn die Nieren vorgeschädigt sind.

Entresto

Entresto ist eine Kombination aus den Wirkstoffen Valsartan und Sacubitril. Es wurde Anfang 2017 neu zugelassen zur Behandlung einer fortbestehenden Herzschwäche, wenn die bisherige Therapie nicht ausreicht. Es muss langsam gesteigert werden und kann zu einer starken Blutdrucksenkung führen. Eine Überwachung der Medikation und der Nierenfunktion sind erforderlich.

Digitalis

Ältestes Medikament zur Behandlung von Herzschwäche. Heute oft nur ergänzend eingesetzt. Bei bestimmten Rhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) zur Regulation des Pulses gut geeignet. (z.B. Digimerck, Digitoxin, Novodigal, Digoxin, Lanitop, Lanicor)
Auch Strophantin ist ein Digitalis-Medikament. Es hat wegen seiner schlechten pharamkologischen Eigenschaften keine Bedeutung mehr.

Es gibt zahlreiche Medikamente zur Blutdrucksenkung, die oft in Kombinationen verordnet werden. Dadurch kann eine bessere Wirkung erzielt werden, ohne dass die Nebenwirkungen steigen. Häufigste Medikamente gegen Bluthochdruck sind ACE-Hemmer, AT1-Blocker (Sartane), Kalzium-Antagonisten und Diuretika.
ACE-Hemmer, AT1-Blocker (Sartane) und Diuretika werden auch zur Behandlung der Herzschwäche eingesetzt (siehe dort).

Kalzium-Antagonisten

Senkt den Blutdruck, hat aber nur wenig Einfluss auf die Herzfunktion. (z.B. Adalat, Nifedipin, Bayotensin, Nitrendipin, Norvasc, Amlodipin, Isoptin, Verapamil, Dilzem, Diltiazem, Modip, Munobal, Motens, Vascal, Carmen) Die Blutgefäße werden geweitet, dadurch sinkt der Blutdruck. Nebenwirkungen können leichte Schwellungen der Fußknöchel sein. Die Kalzium-Antagonisten werden gerne in Kombinationen mit einem leicht wasserausscheidendem Medikament eingesetzt.
Verapamil und Diltiazem sind auch geeignet zur Senkung der Herzfrequenz bei Vorhofflimmern.

weitere Blutdruckmedikamente

Moxonidin, Catapressan, Doxazosin, Ebrantil und Andere werden heute fast nur noch als Ergänzung verordnet, wenn trotz Kombinationstherapie keine ausreichende Wirkung erzielt wird.

Statine

Hochwirksame Senkung des Cholesterinspiegels. Weitere Gefäßverkalkungen (Atheriosklerose) werden wirksam gebremst. Das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle wird um etwa 40% gesenkt. Bei Hochrisikopatienten und exzellenter Einstellung (ggf. in einer Kombinationstherapie) kann sogar eine Risikoreduktion um bis zu 80% erreicht werden. (z.B. Sortis, Atorvastatin, Zocor, Simvastatin, Pravasin, Pravastatin, Fluvastatin, Crestor, Rosuvastatin).
Gelegentlich treten Beschwerden wie bei einem Muskelkater auf. Manchmal muss das Medikament dann abgesetzt werden. Oft hilft ein Wechsel auf ein anderes Präparat oder eine Dosisanpassung. Oft hilft auch eine Umstellung auf eine Kombination mit Ezetimib und verringerter Statindosis.

Ezetimib

Ezetimib (Ezetrol (R), enthalten in zahlreichen Kombinationen mit Statinen) vermindert die Cholesterinaufnahme aus der Nahrung. Das Medikament wird fast immer in Kombination mit Statinen eingesetzt, wenn die erwünschten Zielwerte mit Statinen alleine nicht erreicht werden können. Ezetimib als alleinige Therapie ist nur wenig wirksam zur Senkung des LDL-Cholesterins.

Bempedoinsäuse (Nustendi, Nilemdo)

Als neues Therapieprinzip hemmt die Bempedoinsäure die Bildung des Cholesterins in der Leber und führt in der Regel nicht zu Muskelschmerzen, wie dies bei Statinen auftreten kann. Eine alleinige Therapie mit Bempedoinsäure ist allerdings nur wenig wirksam. Es wird daher immer kombiniert mit Ezetimib (in Nustendi) und bei Hochrisiko-Patienten kombiniert mit Statinen, wenn die Zielwerte des LDL-Cholesterins anders nicht erreicht werden können oder Nebenwirkungen nur eine niedrige Statindosis zulassen.

PCSK9-Inhibitoren, Repatha

Repatha (R) (Evolucomab) ist ein gentechnologisch hergestellter Antikörper, der an PCSK9-Rezeptoren bindet und damit die Anzahl der LDL-Rezeptoren an der Zellwand erhöht. Dies führt zu einer drastischen Senkung des LDL-Cholesterinspiegels. Das Medikament ist vorbehalten für Patienten mit schweren genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen und wenn Statine nicht ausreichend sind oder wenn eine schwere fortschreitende Gefäßerkrankung besteht, die nicht anders therapiert werden kann. Repatha wird alle 2 Wochen als Spritze unter die Haut verabreicht.

Fibrate

Fibrate (z.B. Fenofibrat) sind alte Medikamente zur Behandlung erhöhter Blutfettwerte. Sie senken insbesondere die Triglyceride. Eine langfristige Verbesserung des Krankheitsverlaufs ist nicht bewiesen. Zur Vorbeugung der Atheriosklerose werden heute fast ausschließlich Statine eingesetzt.

Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen

Von den zahlreichen "Antiarrhythmika" haben heute nur noch wenige Substanzen eine Bedeutung. Die Verwendung ist wegen anderer Behandlungsverfahren (z.B. Ablationsbehandlung, implantierbare Herzschrittmacher- und Defibrillatorsysteme) oder nach kritischem Abwägen von Nutzen und Risiko zunehmend eingeschränkt worden.
Harmlose Herzrhythmusstörungen bedürfen meistens keiner Behandlung. Gelegentlich werden Beta-Blocker eingesetzt, um die unangenehmen Stolperschläge zu reduzieren. Zur Senkung der Pulsfrequenz bei Vorhofflimmern sind die Beta-Blocker sehr gut geeignet, gelegentlich in Kombination mit Digitalis. In Einzelfällen kann Verapamil eingesetzt werden. Es reduziert die Herzfrequenz bei Vorhofflimmern.
Flecainid (Tambocor) kann zur Behandlung von anfallsweisem Herzrasen verwendet werden, sofern noch keine Ablationsbehandlung der Rhythmusstörung durchgeführt wurde. Auch bei anfallsweisem Vorhofflimmern kann Flecainid mit gutem Erfolg eingesetzt werden. Bei Vorhofflimmern ist es ähnlich wirksam wie Amiodaron. Bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung darf Flecainid nicht verwendet werden, weil bedrohliche Rhythmusstörungen ausgelöst werden können.
Amiodaron (Cordarex) das zur Zeit wirksamste Medikament zur Verhinderung von Vorhofflimmern. Leider können gravierende Nebenwirkungen insbesondere an der Schilddrüse auftreten. Weitere Informationen zur Behandlung mit Amiodaron finden sie hier.
Das 2010 zugelassene Dronedaron (Multaq) wird ebenfalls bei anfallsweisem Vorhofflimmern eingesetzt. Es hat im Vergleich zu Amiodaron weniger gravierende Nebenwirkungen, ist aber auch weniger wirksam. Unter Dronedaron sind in Einzelfälle schwere Leberschäden aufgetreten, so dass unbedingt Verlaufskontrollen der Verträglichkeit erforderlich sind.

Nitrate (Nitrospray, ISDN, Molsidomin)

Schnell wirksames Medikament zur Verbesserung der Herzdurchblutung bei Herzschmerzen. Hat auf den weiteren Krankheitsverlauf jedoch keinen Einfluss. (z.B. Nitrolingual, Nitro-Spray, Isoket, ISDN, MonoMack, ISMN, Corangin, Nitrosorbon, Corvaton, Molisidomin)

Beta-Blocker

Beta-Blocker senken die Pulsfrequenz und den Blutdruck. Dadurch werden die Durchblutungsstörungen des Herzens verringert und Brustschmerzen wirksam reduziert. Auch Herzrhythmusstörungen werden vermindert. Die Verschlechterung einer Herzschwäche wird gebremst. (z.B. Beloc, Metoprolol, Tenormin, Atenolol, Concor, Bisoprolol, Dilatrend, Querto, Carvedilol, Nebilet, Nebivolol)

Kardiologie im Gundlach-Carré

Dr. med. Klaus Groger
Dr. med. Ulrich Rissel
Dr. med. Ludger Obergassel
Dr. med. Christian Zühlke
Dr. med. Johannes Junge
Dr. med. Eva Schalber
Dr. med. Philipp Theiler
(ab 1.7.2024)
Fachärzte für Innere Medizin-Kardiologie
Dr. med. Uta Groger
Fachärztin für Allgemeinmedizin

Ravensberger Str. 10H
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 - 13 20 99
FAX: 0521 - 13 20 75
praxis@cardio-bielefeld.de

KIM:
kgc-bielefeld@dgn.kim.telematik

Inhalt durchsuchen ...

*******

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Die verwendeten Cookies sind technisch notwendig zur korrekten Anzeige unserer Seiten. Es werden keine Informationen an Dritte weitergegeben.

Mit dem Klick auf „Erlauben“ erklären Sie sich mit der Nutzung technisch notwendiger Cookies einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.